Vernissage: Samstag, 9. 3. 2019 von 11:00 bis 14:00 Uhr
Midissage: Sonntag 17. 3. 2019 von 14:00 bis 17:00 Uhr
Finissage: Samstag 4. 5. 2019 von 11:00 bis 14:00 Uhr
Townes Van Zandt, der leider zu früh verstorbene texanische Musiker, singt seine melancholischen Songs, Bilder hängen von der Decke, eingebunden in bunte Wollnetze, Leinwände in Regalen, Werkzeug , Aschenbecher, Farben, Pinsel auf dem Boden, an den Wänden stapeln sich mit Wollfäden bespannte Bilderrahmen. Ein Atelier im Hinterhof, wie aus dem Bilderbuch, ist die Arbeitsstätte der Malerin Charlotte Malcolm-Smith. In Schottland geboren, lebt sie seit den 1980er in Deutschland. In London hat sie Kunst studiert. Nach dem Abschluss geht es nicht weiter, London ist zu dieser Zeit „Freud, Bacon, Auerbach" oder andersrum „Auerbach, Bacon, Freud" - lacht! Sie bewirbt sich am Städel in Frankfurt und aus den geplanten zwei Semestern wird noch mal ein Vollstudium bei Christa Näher. Deutschland ist aufregend, an der Städelschule in Frankfurt lehren Immendorf, Kirkeby, Herold und Richter, das Who is Who der bundesrepublikanischen Malerei geben sich hier die Klinke in die Hand. „Die Wilden sind dran, alles ist möglich - auf der Hanauer gab es Ateliers für ganz kleines Geld." Danach aber erstmal Berlin, 2005 kommt sie nach Frankfurt und Offenbach (Atelier in der Mato Fabrik) zurück, die „Gentrifizierung des Prenzlauerbergs" hat sie vertrieben.
Fühlt sie sich noch als Britin? „Nein, ich denke europäisch, bin aber britisch geprägt und ich weiß um das Klischee: Schottland, Schafe, Wolle und dann meine Bilder.
Malen war mir irgendwann zu elitär, nur Farben auftragen, ich wollte es handfester, also fing ich an zu häkeln. Im Ernst: Die Arbeit mit Wolle und Ölfarbe ermöglichte mir eine gute Distanz zur Malerei. Fragt dich jemand: „Was machst du?" - „Ich häkle", dann ist die Konversation zu Ende. Häkeln ist das Letzte, niedrigste des Kunsthandwerks, die Malerei gilt als Zentrum der Kunst; Stricken ist da strukturierter, mehr wie freie Malerei." (Lacht)
Auch wenn ihre Installationen und Bilder stofflich und dreidimensional sind, so begreift sie sich trotzdem als Malerin. „Ich male mit Fäden, nur weil die dreidimensional sind, heißt das ja nicht, dass ich so denke. Statt Farben benutze ich halt bunte Wolle. Na und?! Ich mache combined - paintings."
Momentan hat es ihr der englische Spiritismus angetan, etwa Arthur Conan Doyle und das Viktorianische Zeitalter. Eine ganze Wand im Atelier ist voll mit Bildern über diese Zeit, die zu Collagen verarbeitet werden sollen. „Es ist der Beginn der Fotografie. Zwei Mädchen behaupten in England, Feen fotografiert zu haben (Cottingley Fairies, sic), und kamen, aus Scham oder was weiß ich, nicht wieder davon ab - ein Kinderstreich, der ernst genommen wurde.
Mit ihren Bildern möchte Charlotte Malcolm-Smith hinterfragen, was heute wahr ist, oder ob wir nur einfach viele Dinge für wahr/richtig halten, weil es bequem ist. „Meine Gespinste aus Wolle sind Ideenfänger. Die Illusion eines goldenen Zeitalters ist mir sozusagen ins Netz gegangen." Wir dürfen gespannt sein, wie ihr das gelingt.
Es freut uns, Arbeiten von Charlotte Malcolm-Smith noch ausstellen zu können, bevor sie im Mai mit einem Stipendium der Hessischen Kulturstiftung für ein Jahr nach London geht. „Jetzt werden wir ausgewiesen, wir Briten (lacht) -- aber ich bin ja Schottin, also Europäerin, eine häkelnd malende Europäerin! - ich komme wieder. Es ist nur ein Ausflug, den Brexit anzuschauen. Mal sehen, was ich dann für Netze häkle und Bilder einfange."